Gerüche und Gefühle
Unbeachtete Wirklichkeiten
Im Allgemeinen nehmen wir ihn ja kaum wahr, unseren Geruchssinn. Meist liegt er in einer unbeachteten Schublade unseres Geistes und wir nehmen ihn nur unbewusst wahr. Meist dann, wenn es stinkt. Dabei beeinflussen uns unser Riechen und die mit ihm verknüpften Erinnerungen und Assoziationen so viel mehr, dass wir ihm eigentlich viel mehr Beachtung schenken müssten.
Denn so gesehen ist unser Geruchssinn ja ein interessantes Ding. Er ist einer der ältesten Sinne in der evolutionären Entwicklungsgeschichte und während beim Sehen oder Hören die Sinneswahrnehmung erst durch den „Gehirnfilter“ läuft (in der Großhirnrinde verarbeitet werden), gelangen Gerüche direkt dorthin (ins sog. Limbische System nämlich) - und lösen unmittelbare Assoziationen aus. Denn Gerüche werden in der gleichen Gehirnregion wie Gefühle, Ängste und/oder Erinnerungen verarbeitet.
Oder anders ausgedrückt: während unser Gehirn eine z.B. optische Wahrnehmung durch „bewusstes Denken“ (auch eine Illusion, aber das wäre ein anderes Thema) modifizieren oder abändern kann ehe sie uns eben bewusst „vor Augen steht“, ist dies bei der Geruchswahrnehmung nicht der Fall. Sie ist immer sofort und direkt.
Wir kennen das ja. Denn wenn wir z.B. einem Menschen das erste Mal begegnen, dann „können wir diesen riechen“ - oder aber auch nicht. Wir „denken“ (also „empfinden“) auch anders, wenn wir unsere Nase in ein Glas Rotwein stecken, das schwere, erdige Aromen verströmt als wenn uns frische, blumige Gerüche daraus entgegen treten.
Wir bedienen uns dieses Effektes ja auch bei der Auswahl unser Rasierwässer oder Parfums und erschaffen so eine „Geruchspersönlichkeit“, die wir entweder gar nicht „sind“ - oder aber erschaffen, zum Ausdruck bringen, möchten.
So bietet es sich ja förmlich an, uns selbst zu beeinflussen oder zu leiten, indem wir uns mit Gerüchen umgeben, die uns (oder dem, was wir gerade tun) zuträglich sind. Mentale oder intellektuelle Anforderung ist damit wohl besser von klaren, hellen Düften wie z.B. Zitrone begleitet, während der Duft von z.B. Lavendel eher beruhigend, jener von z.B. Nadelhölzern erdend wirken kann.
Die Möglichkeiten dies zu tun sind vielfältig und nur durch unsere Phantasie begrenzt. Ich kann mir etwa ein Duftlämpchen auf den Schreibtisch (in meinem Fall neben den Computer, auf dem ich gerade tippe) stellen. Oder aber wir verwenden gezielt (selbst hergestellte) Lotionen oder Körperöle oder Raumsprays um den gewünschten (mentalen/emotionalen) Effekt zu erreichen.
Zusammengefasst wäre dies alles im Begriff der Aromatherapie oder Aromapraktik. Und beides (bzw. das eine oder das andere) ist eine sehr wohl ernst zu nehmende und naturwissenschaftlich begründete Methode seine innere Balance zu finden.
Der Autor ist Grafiker und lebt mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Hunden am Rande von Salzburg - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!