Fernsehen und Wirklichkeit
Na klar ist da ein Unterschied. Oder?
Fernsehen ist wunderbar. Egal ob jetzt programmgebunden oder vom Streaminganbieter. Da ist zum einen da draussen eine wirkliche Welt zwischen Einkaufszentrum und Auto und Würstelstand. Und dann da drinnen die virtuelle Welt zwischen Fernsehprediger, Autojagd und Spongebob. Na klar ist da ein Unterschied. Ist uns allen klar. Naja, die Neurowissenschaft sieht das etwas differenzierter.
Alleine der Gedanke scheint ja verrückt. Anzunehmen, man könnte nicht unterscheiden zwischen dem, was da so über die Mattscheibe flimmert und dem, was da so wirklich geschieht im wirklichen Leben. Allein, es gibt da eine Schwachstelle im menschlichen Körper: unser Gehirn.
Denn rein von diesem Gehirn her betrachtet, ist es nunmal so, dass ebendieses unser Gehirn gar nicht unterscheiden kann, ob etwas wirklich vor unseren Augen oder nur auf einer Leinwand passiert. Es wertet nicht, es reagiert erstmals. Es ist eben nur ein Werkzeug quasi, das Sinneseindrücke verarbeitet. Und aus diesen Empfindungen, Wahrnehmungen heraus eben sofort die entsprechenden (dem Überleben dienlichen!) Reaktionen einleitet. Was wiederum unbewusst erfolgt, da haben wir erstmals keinen allzu großen Einfluss drauf. Aber unser Gehirn und unser Körper reagiert auf das, was es in dem Film sieht und denkt eben es wäre real.
Hinterher dann, ja. Wenn wir dann nach den Chips greifen, da ist es uns schon klar, dass wir gemütlich im Warmen sitzen oder liegen und vor der Mattscheibe kleben. Da ist es aber - also neurologisch besehen - schon zu spät.
Genau aus diesem Grunde sind ja Horrorfilme auch so „erschreckend“ - denn das Gehirn sieht, verarbeitet und schüttet sofort die notwendigen Hormone aus, Adrenalin in diesem Fall. Bei emotionalen Filmen mit ergreifenden Szenen dasselbe nach der anderen Richtung. Wir sind gerührt und Oxytocin und/oder Seratonin auszuschütten ist da die zugehörige Reaktion des Gehirns.
Bilder dringen einfach besonders gut ins Unterbewusstsein ein. Mit passender Musik und Soundeffekten unterstützt noch besser. So kann das Unterbewusstsein in gewisser Hinsicht sogar „programmiert“ werden. Die Werbebranche aber auch die Politik macht sich das seit Jahrzehnten zu nutze. Und das immer ausgeklügelter. Der zugehörige Begriff dazu (für den Griff nach der Suchmaschine ist da „Neuromarketing“).
Man ist damit also irgendwie „programmierbar“ mit all dem, was man häufig konsumiert. Programmierbar durch andere oder auch durch sich selbst. Es hängt also - wie eigentlich und immer - von unserer Aufmerksamkeit ab. Je „unbewusster“ wir vor der Mattscheibe sitzen, desto beeinflussbarer sind wir. Wenn wir uns dessen bewusst sind, dass uns der Film grade Hormone durch den Körper jagt, desto besser.
Und wir können diese unsere Reaktionen natürlich auch zum Positiven nutzen. Denn nicht alles, ist ausnahmslos gut oder eben ausnahmslos schlecht. Sich mit Vorsatz etwa durch sogenannte Mind-Movies zu schauen, um sich, unserem Gehirn positive Mitteilungen zu schicken, oder sich einfach vorsätzlich positive Filme anzusehen, ist doch eine willkommene Abwechslung und Auflockerung. Vor allem zu den Werbedauerschleifen, die mittlerweile überall Einzug finden.
Der Autor ist Grafiker und lebt mit seiner Lebensgefährtin glücklich und beschaulich am Rande von Salzburg.
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