Hormontherapie für Mann & Frau

Ein Beitrag der Therapeutin Ines Lindstedt

Hormone spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Ein veränderter Hormonspiegel verursacht oftmals unspezifische Symptome, die man oft mit Stress oder anderen Erkrankungen bzw. der Einnahme von Medikamenten in Verbindung bringt, nicht aber mit hormonellen Dysbalancen. Eher mit abnehmender sportlicher Betätigung im Alter oder ungesundem Essverhalten.

Die meist tatsächlich unspezifischen Symptome einer hormonellen Dysbalance äußern sich bei Frauen meist in Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafstörungen, Nervosität, Haarausfall und Gewichtszunahme. Bei Männern kommt es dagegen zu vermindertem Haarwuchs, Abnahme der Potenz, Erschöpfung, Müdigkeit, Bluthochdruck, Diabetes und Einlagerung von Bauchfett. Da auch Männer unter dem sogenannten Klimakterium leiden, möchte ich darauf später nochmals eingehen.

Die Behandlung des weiblichen Klimakteriums, heute gern mit HRT (hormone replacement therapy, Hormonersatztherapie) durchgeführt, wird mit Recht kritisch betrachtet. Es werden oftmals sogenannte chemische Ersatzhormone verordnet, die aber leider die Basis für weitere Erkrankungen legen. Es wird nach wie vor in der Endokrinologie davon ausgegangen, dass Östradiol und Estradiolvalerat absolut gleichwertige Substanzen sind. Zudem wird davon ausgegangen, dass das Klimakterium ein Zustand ist, der innerhalb eines zeitlichen Lebensabschnitts beginnt und endet. Was jedoch nicht betrachtet wird, ist die Tatsache, dass wir uns auch innerhalb des Klimakteriums in sogenannten Phasen befinden. Das ist wichtig, weil unser Körper sich langsam umstellt und wichtige hormonelle Funktionen in den Organen somit weiterhin stattfinden.

Viele junge Frauen vertrauen der hormonellen Verhütung, da sie in der Anwendung komfortabel ist. Dies hat zur Folge, dass unser Körper lernt, seine eigene Hormonherstellung zu unterdrücken oder ganz auszusetzen. Ich habe in meiner Praxis beobachten können, dass Frauen, die jahrelang mit nicht körpereigenen Hormonen behandelt wurden, im späteren Lebensabschnitt Erkrankungen der Schilddrüse, des Bewegungsapparats, der Nebenniere oder im dentalen Bereich aufwiesen. Nicht zu vergessen ist die Gefahr, an Krebs zu erkranken.

Junge Frauen produzieren in ihrem Körper hohe Mengen an Progesteron. Es wird nach dem Eisprung im Gelbkörper des Eierstocks gebildet und eine geringe Menge in der Nebenniere. Im Alter wird es bei der Frau dann nur noch in der Nebenniere gebildet. Auch unser Gehirn benötigt dringend Progesteron, deshalb ist es auch in der Lage, es selbst zu bilden. Das Progesteron ist eine Östrogenbremse. Es mildert die Folgen einer Überöstrogenisierung (wie sie zu Beginn des Wechsels vorkommt). Diese sind u.a. Schweißausbrüche, Hitzewallungen, Kopfschmerz, trockene Haut, diffuser Haarausfall, Gewichtszunahme. Weiterhin sorgt es dafür, dass das Östrogen nicht übermäßig auf die Brustdrüsen wirken kann. Es führt weiterhin zu einer Blutdrucksenkung, verbessertem Schlafrhythmus, fördert die Wasserausscheidung im Körper und den Abbau von Fettgewebe. Auch stimuliert es das Wachstum von Haaren und Nägeln und regt die Bildung von Knochenzellen und kollagenem Gewebe an. Es hat also insgesamt einen erheblichen positiven Effekt auf das Wohlbefinden der Frau.

Ich möchte nun genauer auf die hormonellen Defizite beim Mann eingehen, denn auch Männer haben Wechseljahre! Auch Männer benötigen das Hormon Östrogen (Östradiol) und Progesteron (Progesterol). Einige der Progesteronwirkungen sind: Schlafstimulierung, Schilddrüsenfunktion wird ökonomisiert, physiologischer Cholesterinsenker, Stressregulation, Schmerzlinderung, antithrombotische Wirkung, Förderung der Diurese. Es wirkt darüber hinaus als natürliches Antidepressivum, stabilisiert den Zink- und Kupfer-Haushalt, wirkt anregend auf die Libido, stimuliert das Wachstum von Haar und Fingernägel und das Knochenwachstum. Ganz wichtig ist auch zu erwähnen, dass es tumorsuppressiv auf die hormonabhängigen Organe wirkt. Die tumorsuppressive Wirkung des Progesterons wird u.a. seiner Eigenschaft zugeschrieben, die Zellteilung zu verlangsamen und den Zinkstoffwechsel zu stabilisieren, welches für eine intakte Immunabwehr notwendig ist. Man sagt dem Progesteron auch eine Wirkung als 5-alpha-Reduktasehemmer nach, was besonders beim Mann von großem Interesse sein sollte (Prostatavergrößerung, androgenetischer Haarausfall).

Ab einem Alter von ca 40-50 Jahren kommt es zu dem sogenannten Klimakterium. Hier können naturidentische Mittel eine erhebliche Bedeutung in der Erleichterung des fortschreitenden Prozesses bekommen. Mittels einem Laborbefund können bereits kleinere Dysregulationen des Hormonhaushaltes festgestellt werden, die dann ggf. mit einem bioidentischen Mittel erfolgreich behandelt werden. Da es sich bei der Substitution im Klimakterium immer um eine Langzeiteinnahme handelt, ist es wichtig zu verstehen, dass ausschließlich naturidentische, natürliche Hormone eingesetzt werden sollten. Diese verursachen keine Nebenwirkungen und ganz wichtig - keine Langzeitschäden.

Naturidentische Hormone mit einer hohen Bioverfügbarkeit im Organismus enthält z.B. der Rotklee. Er liefert Phytoöstrogene, die die hormonellen Defizite sanft ausgleichen und den Körper in seinen klimakterischen Phasen unterstützen. Die Yamswurzel, die nicht nur den Frauen, sondern auch den Männern empfohlen wird, ist reich an Diosgenin, das dem Progesteron sehr ähnlich ist. Ich empfehle meinen Patienten auf Grund sehr guter Erfahrungen Produkte, die auf diesen Pflanzen aufbauen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass eine Begleitung mit Phytohormonen langfristig erfolgen sollte, da der Körper mehrere Jahre benötigt, um sich hormonell umzustellen.

Ines Lindstedt ist Therapeutin in Bitterfeld-Wolfen / Deutschland
https://ines-lindstedt.de

 

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