Notwendigkeit und Gier
Was wir glauben zu brauchen
Es könnte unter’m Strich so einfach sein, wenn man’s denn so sein ließe. Aber irgendwie haben wir (das heisst in vielen Fällen: manche Mitmenschen) das menschliche Maß verloren in vielen Belangen. Denn wenn wir zwei, drei Packungen Nudeln schon für ‚gut’ halten, dann wären doch zwei Dutzend derselben ‚viel besser’. Dieses Verhalten zeigt sich aktuell wieder. Stichwort "Corona-Virus".
Wir kennen diesen/den Effekt, beobachten ihn Tag für Tag. Im großen Stil während der Nachrichten im Fernsehen. Worüber wir uns dann echauffieren können. Sind ja "die Anderen".
In der aktuellen Berichterstattung zur Corona-Krise sehen wir das erneut. Die Leute kaufen ein, was das Zeug hält. Und nicht nur das, dieses Verhalten geht bis zu Notstand und Plünderung. Als würde die Welt untergehen. In vielen Supermärkten sind ganz grundlegende Dinge gar nicht mehr erhältlich, weil sie weggerafft wurden in großen Mengen. Dabei wird nicht gefragt, ob ich das vielleicht auch brauchen könnte oder werde. Oder ob ich mit diesem Verhalten vielleicht andere Menschen gefährde. Egal.
Wo das Miteinander wichtig wäre, übernimmt der Eigennutz das Kommando und was vormals lächelnd eine Gemeinschaftsleistung hätte sein können, mutiert zur Selbstbefriedigung eines verängstigten Ego. Etwas zu „haben“, besser gewesen zu sein, mehr Erfolg durch mehr Leistung. Was immer dies auch sein mag.
Glück scheint sich so vielfach nur noch über Zahlen auf Papierscheinen zu definieren. Oder über andere wie immer geartete Objekte, die sich in solchen Zahlen darstellen und vergleichen lassen. Und das verängstigte Ego rafft an sich, was ihm möglich ist. Um einen Vergleich zu bemühen: wir benehmen uns wie Geri und Freki ("der Gierige“ und „der Gefräßige"), die beiden Wölfe, Begleiter des Odin, aus der nordischen Mythologie.
Was immer, aber das Ego fühlt sich nicht besser hinterher. Es ist so verängstigt (gierig und gefräßig) wie zuvor. Wir (...) könnten ja auch Odin sein, in sich selbst ruhend und mächtig, verstandesbasiert, überlegen(d). Aber nein. Ein jammerndes Ego rafft an sich, was vom Tisch fällt.
Faszinierend, wie man das menschliche Maß verlieren kann. Aber Karma ist etwas Wunderbares. Es arbeitet.
Der Autor ist Grafiker und lebt mit seiner Lebensgefährtin glücklich und beschaulich am Rande von Salzburg.
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