Isoflavone
Die pflanzliche Hormonalternative für die Frau
Isoflavone sind aufgrund unzähliger Studien und mit mehreren tausenden wissenschaftlichen Publikationen wohl eine der bestuntersuchten Gruppe von Naturstoffen überhaupt. Aktuelle epidemiologische und klinische Daten beweisen die Sicherheit der Einnahme (auch bei Langzeitverwendung). Isoflavone sind im Klimakterium also eine sichere Option.
Seit vielen Jahren wird in tausenden von Untersuchungen die Wirkung und Sicherheit von Isoflavonen erforscht. Aber: was sind denn eigentlich Isoflavone – was versteckt sich unter diesem fremdartig klingenden Namen?
Isoflavone (auch als Isoflavonoide bezeichnet) sind meist gelbliche Pflanzenfarbstoffe, die zur Klasse der Flavonoide gezählt werden. Sie sind als sekundäre Pflanzenstoffe in der Pflanze unter anderem für die Abwehr von Pathogenen zuständig. Einige bekannte Isoflavone sind das Daidzein, Daidzin, Genistein, Biochanin A, Pratensein und Prunetin. Die bekanntesten Pflanzen, die Isoflavone liefern, sind die Sojabohne und der Rotklee. Man findet sie aber auch in der Rinde von Pflaumenbäumen, in verschiedenen anderen Kleearten, in Kichererbsen, Sandelholz und einigen Schwertlilien.
In asiatischen Ländern, in denen die Ernährung reich an Soja-Isoflavonen ist, kommt es selten zu Hitzewallungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Tatsache hat die Wissenschaftler interessiert und zahlreiche epidemiologische Studien führen dies auf die sojareiche Ernährung zurück. Werden in Asien täglich etwa zwischen 50 und 200 mg Isoflavone aufgenommen so beträgt dieser Wert in der industrialisierten westlichen Welt etwa nur 5 mg.
Es gibt nur wenige Pflanzenstoffe, die so viel und so gut untersucht wurden wie die Isoflavone. In Studien (auch placebokontrollierte klinische Studien) wurde die Sicherheit der Isoflavone für Brustgewebe und Endometrium bestätigt, d. h. also, man muss bei Einnahme von Isoflavonen kein erhöhtes Risiko für Brust- oder Gebärmutterkrebs befürchten. Eine Meta-Analyse im Jahre 2014 hat hingegen sogar gezeigt, dass das Brustkrebsrisiko von prä- und postmenopausalen Frauen gesenkt werden kann. Dieser Krebsschutzeffekt ist dosisabhängig (ca 16%ige Reduktion des relativen Risikos pro 10 mg Isoflavone pro Tag).
Isoflavone haben eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem menschlichen 17-beta-Estradiol (ein Östrogen). Aus diesem Grund bezeichnet man Isoflavone auch als Phytoöstrogene. Eigentlich ist diese Bezeichnung nicht ganz korrekt, aber sie hält sich dennoch. Die menschlichen Östrogene binden an zwei verschiedene Östrogenrezeptoren und zwar an einen alpha-Rezeptor (ER-alpha) und einen beta-Rezeptor (ER-beta). Der alpha-Rezeptor wirkt proliferativ (wuchernd) und ist zuständig für den weiblichen Zyklus und die Schwangerschaft. Er wirkt aufbauend im Brust- und Gebärmuttergewebe und bereitet so während des Zyklus auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Der beta-Rezeptor wirkt hingegen antiproliferativ und ist dadurch der Gegenspieler des ER-alpha. Er kontrolliert diesen und verhindert ein Überschießen der alpha-Effekte. Daraus ergeben sich zahlreiche Schutzeffekte. Beide Rezeptoren sind in der weiblichen Brust, den Eierstöcken, der Gebärmutter, den Knochen und im Gehirn zu finden. Da Isoflavone weitgehend nur an die ER-beta binden, wäre es korrekter, sie als Phyto-SERM (pflanzliche selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren) zu bezeichnen. Das menschliche 17-beta-Estradiol hingegen bindet an beide Rezeptoren.
Die Symptome, die die Wechseljahre mit sich bringen, ergeben sich nicht nur durch ein Absinken von Östrogen und Progesteron sondern eines weiteren Hormones und zwar des 3-beta-Adiols (ein Testosteron-Abkömmling ohne androgene Wirkung). Dieses Hormon ist der physiologische Gegenspieler des 17-beta-Estradiols. Es hat eine hohe Affinität zum zellprotektiven beta-Rezeptor. In der fruchtbaren Phase verlaufen die Spiegel dieser beiden Hormone weitgehend parallel. In der Perimenopause sinken beide Spiegel erheblich ab (3-beta-Adiol noch stärker als 17-beta-Estradiol) und es kommt zu Wechseljahrbeschwerden. Durch den Abfall von 3-beta-Adiol wird der beta-Östrogenrezeptor herunter reguliert. Dies führt zu einer verminderten Stressresistenz, Verstimmungszuständen und gestörter Thermoregulation.
Der ER-beta befindet sich überwiegend in Gehirn, Knochen, Darm, Prostata und Gefäßen. Dadurch ergeben sich die zusätzlichen positiven Effekte der Isoflavone auf das Skelett- und Herz-Kreislauf-System. Ausserdem wirken die Isoflavone antioxidativ und somit direkt zellschützend. Aufgrund der statistisch signifikant gesicherten positiven Effekte der Isoflavone bei Wechselbeschwerden empfiehlt die österreichische Menopausegesellschaft bei Problemen im Klimakterium Isoflavone einzusetzen. Isoflavone werden vor allem aus Soja und Rotklee gewonnen. Dabei gibt es grundsätzlich keinen Unterschied in der Wirkung, egal ob es sich nun um Isoflavone von Soja oder von Rotklee handelt.
Heutzutage leiden in der westlichen Welt etwa zwei von drei Frauen um das 50. Lebensjahr unter Wechselbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen oder depressiven Verstimmungen (diese sind meist auf das Absinken der Gestagene (Progesteron) zurückzuführen). Die Wechselbeschwerden können durch verschiedenste Maßnahmen effektiv reduziert werden. Neben den wertvollen Wirkstoffen, die die Pflanzenwelt liefert, sind auch ein gesunder Lebensstil und eine positive Einstellung sehr wichtig. Gesunde Ernährung mit wenig Fett, Zucker und Alkohol sowie ausreichende Bewegung tragen sicherlich auch dazu bei, die Phase des Wechsels gelassener und entspannter zu begehen.