Cholesterin & Co.
Wie reguliert man auf natürliche Weise die Blutfette?
Österreich hat ein Cholesterinproblem – laut Untersuchungen weisen nur etwa 13 Prozent der Österreicher Idealwerte auf. Andernorts ist es ebenso. Auch wenn man durch derartige Meldungen nicht in eine Cholesterin-Hysterie verfallen sollte, so steht trotzdem der Zusammenhang zwischen hohen Blutfettspiegeln und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fest.
Cholesterin, dessen Name sich von dem lateinischen Wort für Galle ableitet, ist ein Naturstoff, der in allen tierischen Zellen zu finden ist. Cholesterin ist lebensnotwendig und erfüllt viele Funktionen. Als Bestandteil der Zellmembran, erhöht es die Stabilität dieser und ist gemeinsam mit den Eiweißbestandteilen für das Ein –und Ausschleusen von Signalstoffen verantwortlich. Cholesterin ist auch ein wichtiger Baustein für die Hormonproduktion (Steroidhormone) und die Bildung der Gallensäure. Cholesterin wird zu 90% im Körper selbst hergestellt und die Aufnahme über die Nahrung ist nur gering. Daher stellt sich die Frage, ob eine Lebensstiländerung tatsächlich zur Reduktion des Blutcholesterinwertes führen kann – eine Frage, die auch die Wissenschaft in zwei Lager spaltet. Mehr dazu weiter unten. Neben Cholesterin findet man noch andere Fette im Blut.
Was sind eigentlich die Blutfette?
Es sind jene Fette und fettähnlichen Substanzen, die im Blut transportiert werden. Sie gehören zur Gruppe der Lipide, die sich im Wasser kaum lösen. Daher werden die Fette im Blut an Trägereiweiße gebunden. Die Fette sind eine wichtige Nahrungsquelle und, da sie den höchsten Energiegehalt besitzen, auch der mengenmäßig wichtigste Speicherstoff.
Den größten Anteil an Nahrungsfetten machen die Triglyceride aus (ca. 90%), dann gibt es Cholesterin, fettlösliche Vitamine und Phospholipide. Damit Fett im Blut transportiert werden kann, wird es an die sogenannten Lipoproteine gebunden – Eiweißstoffe, die die Fettträgerfunktion übernommen haben. Es gibt verschiedene Arten wie z.B. Chylomikronen (transportieren Triglyceride aus dem Darm über den Lymphweg ab zum Blut), VLDL (transportieren Triglyceride, Cholesterin und Phospholipide von der Leber zu den Geweben), LDL (transportieren Cholesterin zu den Geweben), HDL (transportieren überschüssiges Cholesterin von den Geweben zurück zur Leber). Da der Blutfettgehalt in Korrelation zum Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht, kommt der Analyse des Blutfettgehaltes Bedeutung zu.
Eine Störung im normalen Blutfettgehalt kann genetische Ursachen haben (man nennt dies primäre Hyperlipoproteinämie) und/oder durch äußere Faktoren verursacht werden. Auch im Rahmen anderer Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Nieren- oder Lebererkrankungen kann es zur Veränderung des normalen Blutfettspiegels kommen. Zu den äußeren Faktoren zählen in erster Linie schlechte Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel und übermäßiger Alkoholkonsum. Ein Mangel an körperlicher Aktivität zeigt sich vor allem in den HDL-Cholesterin-Werten – diese sind dann zu niedrig. Übergewicht führt meist zu erhöhten Triglycerid- und erniedrigten HDL-Cholesterinwerten. Auch Medikamente beeinflussen die Fettwerte; so können Blutdrucksenker den Gesamtcholesterinwert steigern und das HDL verringern. Antikontrazeptiva (hormonelle Verhütungsmittel) erhöhen die Trigylceridwerte.
Da HDL-Cholesterin als „gutes Cholesterin“ vor Arteriosklerose schützt und LDL-Cholesterin die Arterienverkalkung fördert, ist das richtige Verhältnis dieser beiden wichtig. Die Triglyceridwerte sind meist in Korrelation mit den Cholesterinwerten erhöht. Es gibt aber auch isolierte Formen.
Strikte Normalwerte an Cholesterin und Triglyceriden zu definieren ist generell schwierig und wie bereits erwähnt hat dieses Thema zu vielen kontroversen Diskussionen geführt. Es gibt Studien, die Zusammenhänge zwischen erhöhten Blutfettwerten und Durchblutungsstörungen (koronare Herzkrankheit, arterielle Verschlusskrankheit, Schlaganfall) nachweisen, es gibt aber auch Studien, die dies nicht tun. Kritiker gehen sogar so weit zu behaupten, eine Cholesterinsenkung sei völlig nutzlos. Wie so oft wird auch hier die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte liegen.
Die Beziehungen zwischen der Höhe der Blutfette und dem Gesundheitsrisiko sind fließend und hängen von vielen zusätzlichen Faktoren ab. Normalwerte der einzelnen Fette sollten daher immer nur Richtwerte sein und im Gesamten beurteilt werden. Wichtiger als die Werte der einzelnen Fette ist vielmehr das richtige Verhältnis der Fette zueinander (z.B. der LDL/HDL-Quotient).
Erhöhte Blutfettwerte, so denn sie nicht in extremen Höhen liegen, sollten zuallererst durch Bewegung und Gewichtsreduktion reguliert werden. Medikamente mit starken Nebenwirkungen sollten erst Mittel der zweiten Wahl sein, sofern sie nicht wirklich eindeutig indiziert sind. Natürliche Mittel zur Regulation der Blutfettwerte sind vorzuziehen. Dazu gehört z.B. die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Pflanzen wie z.B. Leinöl. Welche Schutzeffekte Omega-3-Fettsäuren auf die Herzgesundheit haben, ist im Lexikon-Artikel auf Seite 16 zu lesen.
Zimt ist jedermann als Gewürz bekannt, doch was viele nicht wissen ist, dass Zimt auch ein hervorragendes natürliches Mittel ist, um erhöhte Blutzuckerwerte sowie auch Blutfettwerte zu senken. Die blutfettsenkende Wirkung betrifft sowohl das LDL-Cholesterin als auch die Triglyceride. Bereits geringe Mengen Zimt im Essen können einen vorbeugenden Effekt haben.
Die Artischocke ist nicht nur gut für die Leber sondern reduziert den Gesamtcholesterinspiegel und erhöht das HDL-Cholesterin. Auch dem Mineralstoff Magnesium werden blutfettsenkende Eigenschaften zugesagt.
In das Interesse gerückt ist in letzter Zeit der rot fermentierte Reis. Es handelt sich dabei um gekochten, weißen Reis, dem unter kontrollierten Bedingungen Pilzstämme der Gattung „Monascus“ zugegeben werden. Durch den Fermentationsprozess werden verschiedenste Substanzen gebildet, unter anderem einige, die die intensive Rotfärbung verursachen. Wird dieser Rotschimmelreis getrocknet und gemahlen, dann entsteht daraus rotes Reismehl (chin. Hong Qu). Durch die Fermentation entsteht auch, auf natürliche Weise, der Stoff Monacolin K, eine Substanz, die die Cholesterinsynthese in der Leber hemmt.
Studien haben gezeigt, dass Roter Reis zur Senkung von Triglycerid- und LDL-Cholesterinwerten beitragen kann. Monacolin gilt als Hemmstoff der Cholesterinbiosynthese. Die reversible kompetitive Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase verhindert die Bildung von Mevalonsäure und damit von Cholesterin. Da auch die Produktion von Ubichinon (Co-Enzym Q) diesen Syntheseweg geht, wird auch dessen Produktion gehemmt. Daher sollte bei erhöhter Aufnahme von Monacolin (oder der Verwendung von Lipidsenkern, die Statine enthalten) auf eine ausreichende Q10-Versorgung geachtet werden. Rotschimmelreis sollte nicht gemeinsam mit Arzneimitteln zur Cholesterinsenkung und anderen Arzneimitteln (wie z.B. Antibiotika, Antimykotika, Verapamil, Coumarin-Derivate) verwendet werden.
Die EFSA (European Food Safety Authority) hat aufgrund klinischer Studien Health Claims für die Wirkung von Monacolin K auf den LDL-Cholesterinspiegel genehmigt.
Die Idee zur Fermentierung des Reises stammt aus China und dort ist Rotschimmelreis schon lange ein wichtiges Mittel in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Bereits seit mehreren Jahrhunderten wird in Ostasien Rotschimmelreis zum Färben, Aromatisieren und Konservieren von Lebensmitteln sowie auch als Heilmittel zur Verdauungsförderung und Verbesserung der Durchblutung verwendet. In chinesischen Studien seit den 90er Jahren hat sich gezeigt, dass rotes Reismehl wirksam ist bei erhöhten Blutfettwerten und indirekt auch positive Effekte bei Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes zeigt.