FEUILLETON - Und täglich grüßt das Murmeltier

Und täglich grüßt das Murmeltier

Würden wir etwas ändern - wenn wir könnten?

Der filmbegeisterte Leser hat aufgrund der Überschrift vielleicht bereits erahnt, worum es auf den nächsten Zeilen gehen könnte: um den gleichnamigen Film nämlich. Dieser handelt von einem Wettermoderator, der - aus welchem Grund auch immer - plötzlich ein und denselben Tag immer und immer wieder durchlebt. Wie eine Schallplatte (wir erinnern uns?), die durch einen Sprung „hängengeblieben“ ist.

Im Grunde ist der Film so besehen nichts Besonderes: eine leichte amerikanische Komödie mit ein paar Lachern da & dort. Aber irgendwie „mehr“ ist es dann doch, denn die „Bot­schaft dahinter“ kommt eigentlich erst zum Tragen, wenn der Film zu Ende ist, man die Situationskomik hinter sich hat.

Fakt ist: erlebte ich ein und denselben Tag immer und immer wieder, das heisst, sollte ein und derselbe Tag immer und wieder bei Null beginnen - hat sich also nichts verändert im Vergleich zum „Vortag“ - so hätte ich doch alle Möglichkeiten und damit Variationsmöglichkeiten ein gewisses - nun ja - „Ergebnis“ zu erreichen. Oder? Und unser Hauptdarsteller im Film nutzt diese Möglichkeiten ja auch ausgiebig. Egal, was auch immer er tut, er ist von jeglichen Konsequenzen seines Tuns befreit. Was (ihm) aber nur im ersten Augenblick (naja, im zweiten Anlauf) vorteilhaft scheint.
Es kristallisiert sich jedenfalls heraus, dass er in all dem täglichen Tun im Grunde gar nicht weiß, was er wirklich will. Er entscheidet sich für etwas, von dem er das Gefühl hat, dass er es „immer schon mal wollte“. Und dann „hat“ er’s plötzlich - und muss feststellen, dass die letztliche weil wirkliche Befriedigung ausbleibt.

Was würden Sie tun, wenn Sie sich sicher sein könnten, Ihr Tun und Lassen wäre nächsten Tages vergeben und vergessen, ja, gar nicht passiert eigentlich? Vermutlich genau das, was auch unser Hauptdarsteller im Film tut: auf die einfache Art reich werden, den einfachen körperlichen Vergnügen nachgehen, lügen dass sich die Balken biegen - und schließlich resignieren. Irgendwie. Und letztlich ist es diese Resignation, die ihn erst wieder zu ihm selbst zurückführt! Frei nach dem Motto: „Die Nacht ist kurz vor der Dämmerung am Dunkelsten.“

Und jetzt mal ehrlich - ist nicht auch vieles in unserem Leben ein permanenter „Groundhog Day“? Nicht die Tatsache, dass wir gewisse Tätigkeiten jeden Tag auf’s Neue verrichten müssen. Das ist normal. Da gibt’s nichts daran auszusetzen. Was uns vielmehr zum Nachdenken anregen sollte ist genau das, was auch Bill Murray im Film letztlich realisiert: im Grunde wissen wir nicht mal, was wir eigentlich wirklich wollen! Aus ebendiesem Grunde wiederholen wir uns einfach - weil wir hoffen, dass es uns glücklich machen würde. Und gewünscht haben wir uns das, weil irgendjemand irgendwann mal gesagt hat, dass dies (und genau dies) eben wünschenswert wäre. Weil, wenn wir das haben, dann würden wir glücklich sein. Und wir haben’s geglaubt.

Bei unserem Darsteller im Film setzt der Prozess des Umdenkens in dem Moment ein, in dem er dann beginnt, sich um jene Dinge zu kümmern, die andere glücklich machen. Es ist plötzlich nicht mehr wichtig, dass jeder Tag immer und immer wieder derselbe ist und welchen „persönlichen Vorteil“ er aus ebendiesem Einerlei zieht. Das „Ego“ ist plötzlich nicht mehr wichtig. Und in dieser Erkenntnis, dass der „glückliche Moment für die Anderen“ ja auch sein glücklicher Moment ist - ist der „Groundhog Day“ plötzlich vorbei und sein Leben ist heller und befreiter und - naja, wirklicher.

Der Autor, Thomas-Per Harlandner, lebt etwas emeritisch am Rand von Salzburg.
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