THEMA - Bewegung am Abend ist wichtig

Bewegung am Abend ist wichtig

Studie zeigt: Insulinresistenz sinkt

Forscher haben nun herausgefunden, dass nicht nur die Gesamtmenge der täglichen körperlichen Betätigung, sondern auch die Uhrzeit, wann diese Bewegung stattfindet, eine Rolle dabei spielt, wie gut der Blutzuckerstoffwechsel abläuft. Am besten war die Insulinempfindlichkeit bei jenen Personen, die am Nachmittag oder am Abend ihre Bewegungseinheiten einbauten.

Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung mit langanhaltend hohen Blutzuckerwerten. Insulin, ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird, trägt dazu bei, den Blutzuckerspiegel im optimalen Bereich zu halten, indem es den Transport von Glucose in die Zellen (vor allem des Muskel- und Fettgewebes) fördert.

Beim Typ 1 Diabetes mellitus versagen die Zellen der Bauchspeicheldrüse und es wird zu wenig Insulin oder gar kein Insulin produziert. Daher müssen diese Patienten ein Leben lang Insulin spritzen. Beim Typ 2 Diabetes mellitus (auch als Altersdiabetes bezeichnet) wird zwar anfangs in der Bauchspeicheldrüse Insulin produziert, doch die Zellen im Muskel- und Fettgewebe verlieren die Fähigkeit, auf die Signale dieses Insulins zu reagieren (sie sind insulinresistent) und nehmen so keinen Zucker aus dem Blut auf. Dadurch steigt der Zuckergehalt im Blut an und die Glucose wird vermehrt über den Harn ausgeschieden. Erhöhte Harnmengen und gesteigertes Durstgefühl sind die Folge. Andere Symptome, die zusätzlich vor einem beginnenden Diabetes mellitus warnen können, sind verschwommenes Sehen, Müdigkeit, unerklärlicher Gewichtsverlust und Hunger.

Durch jahrelange hochkalorische Ernährung kommt es zu Störungen an den Zellmembranen und die Bauchspeicheldrüse versucht, dieser Insulinresistenz mit vermehrter Insulinproduktion zu begegnen. Irgendwann aber ist die Bauchspeicheldrüse erschöpft und der Blutzucker steigt immer höher an. Dies ist auf Dauer sehr schädlich für die Zellen und kleinen Blutgefäße, die sich dann krankhaft verändern. Die ernsthaften Folgen eines Diabetes mellitus sind Durchblutungsstörungen (Arteriosklerose), Augenschäden bis hin zur Erblindung, Polyneuropathie (Nervenstörungen mit verminderter Schmerzempfindung, Kribbelgefühl) und Nierenschäden. Enorme Probleme also, die es gilt zu verhindern. Sport ist ein gutes Mittel dafür.

Dass Bewegung wichtig ist, um die Insulinempfindlichkeit der Zellen zu verbessern, haben bereits frühere Studien gezeigt. Man weiß auch, dass die Zunahme an Fettsucht in der Bevölkerung teilweise die Folge von langem Sitzen während des Tages und dem damit verbundenen Bewegungsmangel ist. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen treten bei adipösen Menschen wesentlich häufiger auf. Frühere Studien haben gezeigt, dass Sitzpausen und damit  mehr Bewegungseinheiten dieses Risiko mindern können. Sie gehen mit einem reduzierten Trigylcerid-, Cholesterin- und Gucosespiegel einher. Ein hoher Nüchtern-Triglyceridgehalt spiegelt den Leberfettgehalt wider, der wiederum mit der Insulinresistenz assoziiert ist. In den früheren Studien wurde festgestellt, dass körperliche Betätigung zu einer Verringerung des Leberfettes und zu einer verbesserten Insulinempfindlichkeit führt.

Der Holländer Jeroen H. P. M. van der Velde vom Leiden University Medical Center hat nun, gemeinsam mit Kollegen, in einer aktuellen Studie versucht, herauszufinden, ob der Tageszeitpunkt, wann die Bewegung stattfindet, eine Rolle spielt. Dazu nutzten die Autoren die holländische Adipositas-Epidemiologie-Studie (NEO), die dem Zweck diente, die Prozesse zu untersuchen, die an der Entwicklung von Krankheiten im Zusammenhang mit Fettsucht beteiligt sind. In dieser Studie wurden rund 7.000 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren mit Übergewicht oder Adipositas hinsichtlich ihrer Gewohnheiten untersucht. Ein Teil der Probanden wurde mit Hilfe von Herzfrequenzmessgeräten überwacht, um festzustellen, zu welcher Tageszeit sie sich am meisten bewegten.

Und diese Teilgruppe war nun von Interesse für die neuere Studie von van der Velde. Es wurden die Sitzzeit, Sitzpausen und die unterschiedlichen Aktivitäten untersucht. Mittels Magnetresonanzspektroskopie wurde der Fettlebergehalt gemessen. Man stellte fest, dass die Tageszeit, an der die Studienteilnehmer ihrer körperlichen Betätigung nachgingen, einen Einfluss auf die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen hat. Sportliche Betätigung am Nachmittag schnitt besser ab als am Vormittag. So führte Aktivität am Nachmittag bis 18 Uhr zu einer um 18 Prozent verringerten Insulinresistenz. Aktivität nach 18 Uhr bewirkte sogar eine Verbesserung der Insulinempfindlichkeit um 25 Prozent. Einen Einfluss auf den Fettgehalt der Leber hatte die Tageszeit, zu der die Bewegung stattfand, jedoch nicht.

Warum die Tageszeit einen Einfluss auf die Insulinresistenz hat, lässt sich noch nicht eindeutig erklären. Man vermutet, dass der Stoffwechsel, wie vieles andere auch, einem circadianen Rhythmus unterliegt.

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