Heimisches Superfood

Leinsamen

Leinsamen sind ein heimisches Super-Food, das ohne Weiteres mit dem exotischen Super-Food „Chia-Samen“ mithalten kann, aber natürlich einen wesentlich besseren ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Leinsamen sind reich an wertvoller Omega-3-Fettsäure sowie an Vitaminen und Mineralstoffen, allen voran Vitamin E, Magnesium und Eisen.

Der Lein oder Flachs, wie er auch genannt wird, ist eine der ältesten heimischen Kulturpflanzen. Wer Geld sparen und der Umwelt etwas Gutes tun möchte, der greift lieber zu Leinsamen als zu Chia-Samen. Sogar ein Selbstanbau für Hobbygärtner ist möglich. Lein ist eine attraktive Pflanze, die den Garten in ein strahlendes Meer aus blauen Blüten verwandelt.

Leinsamen haben viele günstige Eigenschaften. Nach dem Verzehr mit viel Wasser dehnen sie sich im Magen auf das vier- bis achtfache ihres Volumens aus. Die Schleimstoffe des Leinsamens können viel Wasser binden. Das gesteigerte Volumen führt im Darm zu Druck auf die Darmwand, wodurch diese in Bewegung gebracht wird. Leinsamen haben also verdauungsfördernde Wirkung und helfen bei Verstopfung. Sie helfen aber auch bei Durchfall durch Eindickung (Wasserbindung) des Darminhalts. Außerdem werden Giftstoffe im Darm an die Schleim- und Ballaststoffe gebunden, die dann mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Die Schleimstoffe von Leinsamen haben noch einen weiteren günstigen Effekt. Sie legen sich auf die Schleimhäute von Magen und Darm und schützen diese vor Reizung (hilfreich bei Magen- und Darm-Entzündungen). Zudem puffern die Schleimstoffe überschüssige Magensäure ab. Dazu verwendet man die Leinsamen entweder als Brei (z.B. eine halbe Stunde in Wasser eingeweicht, danach püriert und gegessen) oder als Tee (Leinsamen ca. 2 Stunden lang in kaltem Wasser einweichen und danach abseihen).

Leinsamen helfen bei zu hohem Blutzucker. Die Schleimstoffe verzögern die Kohlenhy­drataufnahme ins Blut und die Blutzuckerkurve wird abgeflacht. Die enthaltenen Ballaststoffe tragen ebenfalls zur Blutzuckerregulation bei. Auch der Cholesterinspiegel wird günstig beeinflusst. Die Darmbakterien zersetzen die Ballaststoffe zu Buttersäure, die zur Cholesterinsenkung beiträgt. Das Verhältnis zwischen löslichen und unlöslichen Ballaststoffen ist gut ausgewogen. Die löslichen dienen den Darmbakterien als Nahrung, die unlöslichen fördern die Verdauungsvorgänge, wirken sättigend und darmreinigend. Ein Großteil der gesundheitsförderndenden Wirkungen von Leinsamen, wie Unterstützung der Darmgesundheit und Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ist auf die Ballaststoffe zurückzuführen. Der Gehalt liegt in etwa bei 35 Prozent.

Geschrotete Leinsamen entfalten eine größere Wirkung als die ganzen Samen. Durch das Aufbrechen können sich die Wirkstoffe besser entfalten. Wer Medikamente nimmt, sollte die Leinsamenanwendungen zeitversetzt zur Medikamenteneinnahme kurmäßig für eine Woche durchführen, da sonst die Gefahr besteht, dass die Medikamentenwirkung vermindert wird (Medikamente können wie Giftstoffe gebunden und ausgeschieden werden).

Gesundheitlich wertvoll ist auch das aus den Leinsamen gepresste Öl. Wichtig ist dabei, dass es sich um kaltgepresstes Öl (natives Öl) handelt, denn die Inhaltssstoffe von Leinöl sind sehr temperaturempfindlich. Leinöl hat einen sehr hohen Gehalt an der Omega-3-Fettsäure alpha-Linolensäure (ALA) und einen besonders günstigen Verhältniswert zwischen Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren. Normalerweise sollte unsere Ernährung ein Verhältnis zwischen diesen beiden Fettsäuren in etwa von 1:4 bis 1:5 aufweisen. Doch ein viel höherer Wert (bis zu 1:20) ist der Fall. Leinöl kann mit Werten von 3:1 hier wesentlich zu einer Verbesserung dieses Verhältnisses beitragen. Man geht davon aus, dass Leinöl das Öl mit dem höchsten relativen Anteil an Omega-3-Fettsäuren ist.

ALA ist eine essentielle Fettsäure und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Aus ihr kann der Körper in geringer Menge weitere Omega-3-Fettsäuren herstellen (EPA, DHA). Omega-3-Fettsäuren tragen zur Senkung des Cholesterinspiegels und des Blutdruckes bei. Auch entzündungshemmende Eigenschaften sind bekannt.
Außerdem wurde festgestellt, dass Kinder, die hyperaktiv sind und sich schlecht konzentrieren können, oft an einem Mangel an ungesättigten Fettsäuren im Blut leiden. Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass vor allem DHA die Gehirnfunktionen erheblich verbessert. DHA ist wichtig für die Entwicklung und die Erhaltung der Sehschärfe und übt auch eine Schutzfunktion in der Netzhaut aus.

Omega-3-Fettsäuren haben ein sehr breites und je nach Fettsäureart auch spezifisches Wirkungsfeld. EPA beeinflusst in erster Linie das Herz-Kreislauf-System, den Fettstoffwechsel und Entzündungsprozesse. DHA ist vor allem ein Baustein für Gehirn- und Nervenzellen sowie der Netzhaut. ALA hat positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System, den Fettstoffwechsel und die Herzkranzgefäße.

Leinsamen sind nicht nur reich an gesunden Fetten, sondern auch reich an Proteinen bei einem vergleichbar fast nicht vorhandenen Kohlenhydratgehalt. Deshalb sind Leinsamen in der Low Carb Ernährung beliebt. Die Schalen von Leinsamen sind reich an Phytoöstrogenen und daher ist es sinnvoll, in den Wechseljahren viel Leinsamen zu sich zu nehmen. Es handelt sich dabei um Lignane, die neben der östrogenähnlichen Wirkung auch entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften aufweisen.

Auch wenn Leinsamen ein regionales Superfood sind, sollte beim Kauf auf die Herkunft geachtet werden. Immer wieder drängen auch weit hergereiste Samen der Leinpflanze zu uns ins Supermarktregal. Bio Ware ist der Verzug zu geben und mittels Herkunftsangabe beim EU-Bio-Label kann festgestellt werden, ob diese aus der EU kommt oder nicht.