Wunderbare Pflanzenknospen

Beitrag der Knospenpädagogin i.A. und Bloggerin Doris Kern

Fast unscheinbar und doch so voller Kraft wachsen Knospen an Bäumen und Sträuchern und sorgen so von Jahr zu Jahr für neues Wachstum und Verjüngung. Was Tiere ganz intuitiv als Heilnahrung nutzen, ist bei uns Menschen etwas in Vergessenheit geraten. Dabei wurden Baumknospen von Menschen bereits seit Jahrtausenden als Kraftnahrung und Naturmedizin verwendet.

Aufzeichnungen der Griechen, Römer oder auch von Hildegard von Bingen zeugen von dem Wissen über die heilsame Wirkung der Knospen. Seit der Gründung der Gemmotherapie von Dr. Pol Henry in den 1950er Jahren rückt dieses alte Wissen wieder mehr in den Vordergrund und wir können davon profitieren.

Besondere Inhaltsstoffe

Es sind die Knospen, in denen die komplette genetische Information der Pflanze steckt. Daher spricht man hier auch oft von embryonalem Gewebe. Sie werden bereits im Vorjahr gebildet und sind von Schutzblättern, den sogenannten Knospenschuppen, umhüllt. Damit sie den harten Winter, die Kälte und den Frost gut überstehen, sind sie teilweise behaart, leicht pelzig oder von Harz umgeben.

In einer Knospe findet man eine kleine Kopie des Baumes selbst. Sie enthält enorm teilungsfähiges Gewebe, welches nur so von Energie und Vitalität strotzt. Innerhalb weniger Tage fangen Bäume zu blühen an oder entfalten das prächtige Blätterkleid. Diese Kraft und Energie wird in der Gemmotherapie genutzt. Sie ist eine Therapieform auf Basis jungen Pflanzengewebes.

Knospen enthalten ganz spezielle Inhaltsstoffe, unter anderem pflanzliche Hormone sowie artspezifische sekundäre Pflanzenstoffe, wie ätherisches Öl, Flavonoide oder Gerbstoffe. Da die Knospen schon im Vorjahr gebildet werden, brauchen sie im Frühling die Hilfe von pflanzlichen Wachstumshormonen, um sich vollständig entwickeln zu können. Hierzu zählen beispielsweise Auxin, welches für das Längenwachstum verantwortlich ist. Gibberelline stimulieren die Blütenknospen und den Start der Blüte. Zytokinine sind wiederum für die Zellteilung verantwortlich.

Dieses Embryonalgewebe wächst viel schneller als das ältere Erwachsenengewebe und in dieser Phase fehlen Abbau- sowie Alterungsprozesse. Daher sind die teilungsaktiven Zellverbände in den Knospen für uns Menschen so wertvoll, da sie uns mit ihren Wachstumskräften regenerieren, vitalisieren und reinigen.

Knospen richtig sammeln

Beim Sammeln von Knospen ist folgendes zu beachten:
●    Nur jene Knospen und Pflanzenteile sammeln, die eindeutig identifiziert werden können.
●    Die Knospen können noch geschlossen oder leicht geöffnet sein.
●    Nur ganz wenige Knospen pro Baum sammeln. Sie sind so wirksam, dass zur Herstellung von Gemmomazeraten nicht viel benötigt wird.
Wir wollen mit der Natur leben und nicht gegen sie arbeiten. Daher ist hier viel Respekt gefordert.
●    Wenn im Frühling ein Baumschnitt gemacht wird, können die vorhandenen Knospen der abgesägten Äste wunderbar verarbeitet werden.
●    Wie Kräuter nur an trockenen Tagen und am besten zur Mittagszeit sammeln.
●    Die Knospen schnell weiterverarbeiten, nachdem sie geerntet wurden.

Gemmomittel selber herstellen

Für den Hausgebrauch können Gemmomittel einfach selbst hergestellt werden. Man setzt sie ähnlich wie Tinkturen an, verwendet jedoch neben Alkohol noch Glycerin als Basis. Pflanzliches Glycerin gehört ebenfalls zur Gruppe der Alkohole, zerstört aber die Proteine in den Knospen nicht. Purer Alkohol wäre hier zu stark. Für die Herstellung werden folgende Materialien benötigt.

●    2-3 g frische Knospen
●    20 g Alkohol ~95% Vol.
●    20 g pflanzliches Glycerin
●    20 g Wasser (frisches Quellwasser oder destilliertes Wasser)
●    Sprüh- oder Tropfflaschen
●    Alkohol zum Desinfizieren

Anleitung:

●    Zunächst werden alle Arbeitsgeräte, Behälter und Flaschen mit Alkohol desinfiziert.
●    Die Knospen ganz fein zerkleinern und in ein verschließbares Glas geben.
●    Alkohol, Glycerin und Wasser vermischen und über die Knospen leeren. Für etwa 3-4 Wochen an einem hellen, aber nicht sonnigen Platz ausziehen lassen. Wenn möglich täglich leicht schütteln.
●    Danach durch ein feines Sieb abseihen und in dunkle Flaschen oder Sprühflaschen füllen.
●    Es hält etwa 2 Jahre lang.

Da Gemmomazerate sehr gut über die Schleimhäute aufgenommen werden können, hat sich die Anwendung über Sprühflaschen bewährt. Bei Bedarf das Mazerat mit 2-3 Sprühstößen im Mundraum verteilen. In Tropfflaschen gefüllt, gibt man 10-30 Tropfen in ein Glas Wasser, welches man über den Tag verteilt einnimmt.

Gemmo Beispiele

Die Haselnuss: Die Knospen der Haselnuss wirken sehr gut auf die Atemwege. Besonders bei Bronchitis und Asthma erzielt man mit ihr gute Erfolge. Weiters unterstützt sie die Leberaktivität und ist bei Blutarmut geeignet.

Die Wildrose: Wildrosenknospen wirken entzündungshemmend und antiviral. Bei Hals- und Rachenschmerzen sowie auch bei Herpes wird das Gemmomittel eingesetzt. Hat man ein angeschlagenes Immunsystem ist die Einnahme der Wildrose ebenfalls empfehlenswert. Bei entzündlich-rheumatischen Beschwerden kann es ebenso verwendet werden.

Die Brombeere: Die Knospen der Brombeere stärken die Lunge und die Knochen, was besonders für ältere Menschen sehr hilfreich sein kann. Das Gemmomittel regt die knochenbildenden Zellen an, wirkt lindernd bei Arthrose und kann bei Bronchitis helfen. Aber auch bei Zahnfleischentzündungen oder Durchfall wirkt die Brombeere durch die in ihr enthaltenen Gerbstoffe.

Kräuter, alte Hausmittel und Naturkosmetik sind die Leidenschaft von Doris Kern. Als ausgebildete TEH Praktikerin und Dipl. Knospenpädagogin i.A. stehen selbstgemachte Naturprodukte im Fokus. Ihr Wissen gibt sie in Kursen, sowie in wöchentlichen Beiträgen auf ihrem Blog weiter:www.mitliebegemacht.at
Ihr Buch „Einfach natürlich“ ermutigt die Leser im Einklang mit der Natur zu leben. In über 200 Rezepten und Anleitungen zeigt sie, wie viel Freude es macht, etwas selbst herzustellen. Seien es Hausmittel für die Gesundheit, Naturkosmetik für die tägliche Pflege, köstliche Gaumenfreuden oder einfache Dekorationen aus Naturmaterialien. Zu jeder Jahreszeit werden Ideen vorgestellt und die Zutaten dazu findet man im eigenen Garten, in der Wiese oder im Wald.
Einfach natürlich • Anton Pustet Verlag 2019 • ISBN: 978-3702509231