Stress und Immunsystem

Warum ist Vitamin C wichtig?

Dass Vitamin C eine immunmodulierende Wirkungsweise besitzt, ist allgemein bekannt, ebenso wie die Tatsache, dass chronischer Stress das Immunsystem unterdrückt. Dies legte die Vermutung nahe, dass eine Vitamin C-Verabreichung in Stresssituationen empfehlenswert sei. Wissenschaftler in China untersuchten vor kurzem, ob es dafür einen wissenschaftlichen Nachweis gibt.

Die in Stresssituationen vermehrte Produktion von Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin, die akut sogar das Immunsystem aktivieren kann, führt in chronischen Situationen zur Schwächung der Abwehrkraft. Wer unter chronischem Stress leidet, wird daher schneller krank und langsamer wieder gesund.

Was ist eigentlich Stress? Das Wort kommt aus dem Lateinischen „stringere“ und bedeutet so viel wie „anspannen“. Es ist die evolu­tionsbiologisch angelegte, intensive Alarmreaktion des gesamten Organismus (“Flucht oder Kampf“) auf Gefahr. Während einer Stresssituation kommt es im Körper zur Ausschüttung sogenannter Stresshormone. Das sind biochemische Botenstoffe (Katecholamine und Glucocorticoide), die die Anpassungen des Körpers an besondere Belastungssituationen bewirken. Die Botenstoffe setzen nämlich Energiereserven frei, die dem Körper ermöglichen, vor dem Angreifer (dem Stressfaktor) davonzurennen oder mit ihm zu kämpfen. Adrenalin ist ein Muntermacher, der die physischen Kräfte steigert und unsere Sinne schärft. Für unsere Vorfahren war das sehr wichtig und entschied über Überleben oder nicht. Zusätzliche Energie und absolute Wachsamkeit konnten der ausschlaggebende Faktor sein, die lebensbedrohende Situation abzuwenden. Adrenalin erhöht Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz und bewirkt eine Anspannung der Muskeln. Bei hohem Adrenalinspiegel sind wir zu Leistungen fähig, für die uns unter normalen Umständen die Kraft, die Ausdauer und der Mut fehlen würden.

Chronischer Stress, also starke Belastungen über einen langen Zeitraum hinaus, sind aber gänzlich kontraproduktiv – ja ungesund. Diesen Stress bezeichnet man als Distress. Er ist oft verbunden mit einer unterschwelligen Entzündung, schlechter Wundheilung und vor allem mit erhöhter Infektanfälligkeit. Der anhaltend hohe Glucocorticoidspiegel ist dafür verantwortlich. In einer jüngsten Studie in Pittsburgh (USA) untersuchten die Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen dem Cortisolspiegel im Speichel und der Entwicklung eines grippalen Infektes. Dabei wurde die These, dass ein hoher Cortisolspiegel zur Suppression der Immunantwort führt, unterstützt. Was macht dieses Cortisol? Es hemmt die Freisetzung von proteolytischen Enzymen, wodurch die unspezifische Abwehr verringert wird. Außerdem unterdrückt Cortison die Funktion der weißen Blutkörperchen und die spezifische Abwehr durch verringerte Produktion von Antikörpern.

In der erwähnten Studie in China hatte man festgestellt, dass grippebedingte Lungenentzündung viel häufiger auftrat, wenn es vorher zu chronischen Stresssituationen kam, als bei Personen ohne Stressbelastung. Die vermehrte Aufnahme von Vitamin C verbesserte die durch das Cortisol verminderte Immunabwehr und senkte den oxidativen Stress in der Lunge und die Entzündung. Vitamin C ist also wichtig für die Stresstoleranz! In der Hypophyse und der Nebennierenrinde, Organe, die im Stressgeschehen eine wichtige Rolle spielen, sind die Vitamin C-Spiegel sehr hoch. Auch in der Leber und im Gehirn findet man viel davon.

Vitamin C halbiert bei Personen mit Stress das Risiko für Erkältungskrankheiten mit Hilfe der Immunmodulation, d.h. es bringt die Abwehrreaktion rasch in Gang und schützt auch vor überschießenden Entzündungen.  In einer laufenden Beobachtungsstudie wurde festgestellt, dass zu Beginn einer Atemwegserkrankung ein deutlicher Vitamin C-Mangel herrscht. In stressigen Situationen sinkt der Vitamin C Spiegel rasch ab – man kann sagen, Stress ist ein Vitamin C Killer. Dies ist unter anderem auf die antioxidative Wirkung zurück zu führen. Bei starker Belastung werden viele Freie Radikale gebildet und dadurch Vitamin C als Antioxidans in hoher Menge verbraucht. Somit steht es dann nicht mehr für die Immunmodulation zur Verfügung, die aufgrund des hohen Cortisolspiegels während chronischem Stress sehr wichtig wäre. Ausreichende Zufuhr von Vitamin C ist in solchen Situationen daher von großer Bedeutung, damit auch hier das Abwehrsystem noch effektiv arbeiten kann.

Was kann man sonst noch tun, um Stress nicht negativ zu empfinden? Zunächst sollte man den Zustand analysieren: „Welche Situationen empfinde ich als negativ?“ Daraus ergeben sich dann Strategien, wie die Stressfaktoren reduziert werden können. Weiters kann man versuchen, negativ bewertete Belastungen in positiv oder zumindest neutral bewertete umzuformulieren. Es ist auch wichtig, eine Balance zu finden, zwischen Leistung und anderen Lebensbereichen. Denn wer viel Spaß hat und oft herzhaft lacht, der wird auch so manche stressige Situation leichter meistern.

Pflanzenmittel wie z.B. die Melisse, die Rosenwurz oder der Sibirische Ginseng tragen zu einer entspannten und harmonisierten Einstellung bei und helfen, die natürliche Balance zu finden.