Erste Male

Erstmaligkeiten erweitern das Bewusstsein

Uns selbst zu be(ob)achten und letztlich vielleicht zu verstehen, gelingt häufig leichter, wenn wir bestehende - hmm, philosophische Konzepte zugrunde legen. Eines dieser ist jenes von „Erstmaligkeit und Bestätigung“. Eine Handlung oder Tätigkeit kann demnach in eine dieser beiden Kategorien eingeordnet werden. Es ist demnach eine Handlung der Erstmaligkeit oder aber der Bestätigung.

Dem selbstreflexiven Geist fallen im Zusammenhang mit „ersten Malen“ sofort unzählige Beispiele ein. Erinnerungen an Dinge, die wir irgendwann zum allerersten Mal gemacht hatten. Meist sind dies Ereignisse aus unserer Kindheit: das erste Mal Schi gefahren oder das erste Mal alleine nach Hause gegangen zu sein, das erste Mal ein Tier gestreichelt oder das erste Mal geküsst zu haben.

Diese Erinnerungen lassen uns eigentlich immer lächeln. Denn das Gefühl war immer unbeschreiblich. Das erste Mal eben. Eine erste Erfahrung und eine erste Reaktion auf etwas, das wir noch nicht kannten. Und eine Zeit danach, in der wir nicht mehr jener Mensch waren, wie zuvor.

Und danach haben wir manche dieser ersten Male wiederholt. Weil wir Gefallen daran gefunden hatten. An der eigenen inneren Reaktion. Dem damit aufsteigenden Empfinden. Und natürlich war dieses Empfinden nicht immer ein angenehmes. Denn selten ist eine erstmalige Empfindung „angenehm“. Sie ist vor allem neu und ungewohnt. Wir haben/hatten keinen Vergleich zu ihr. Mussten sie erst erfahren, wahrnehmen, zu- und einordnen in unser ganzes Empfinden und Sein. Erst danach konnten wir dann ein „Urteil“ fällen über diese Erfahrung. Wie fühlte sie sich an? Was löste sie in mir aus? Hat sie mir Neues gezeigt? Möchte ich die Erfahrung wiederholen?

Daraus entstand dann eine Bestätigung. Die Bewusstheit, das Erfahrene wiederholen zu wollen. So als wäre dies nun etwas, das sich in ebendieser Art und Weise wiederholen würde. Und deshalb suchen wir es erneut. Oder aber eben nicht. Au diese Art können wir - Gedankenexperiment quasi - all unser Tun einordnen. In Erstmaligkeiten und in Bestätigungen. In diesem Sinne können wir auch uns selbst ein- und zuordnen, typisieren irgendwie: wonach suchen wir (primär)? Nach Erstmaligkeiten oder nach Bestätigungen? Und wann kippt der Drang nach Erstmaligkeit in „Lebensgefahr“? Und wann kippt unser Wunsch nach Bestätigung in „Sucht“? Denn derart ist die Sicht auf uns selbst immer wieder eine andere, eine differenziertere, je nachdem, welche „Schablone“ wir für die Selbstreflektion benutzen.

In diesem Sinne: betrachten Sie ihr Leben, ihren Alltag mal in Hinblick auf dessen Erstmaligkeiten und auf dessen Bestätigungen darin. Und: suchen Sie sich aktiv wieder ein paar „Erste Male“. Es gibt sehr wohl noch solche. Man muss sie oftmals nicht mal explizit suchen. Nur seine „Tabus“ etwas aufräumen meist.

Der Autor ist Grafiker und lebt mit seiner Lebensgefährtin
und den beiden Hunden am Rande von Salzburg.
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