Nur Unendlichkeit ist göttlich
Ein Universum ohne Anfang oder Ende
Vor 400 Jahren, genauer am 8. Februar 1600, wurde Giordano Bruno hingerichtet. Die von ihm vertretene Philosophie war aus Sicht der Kirche ebenso ketzerisch wie eigentlich nur „göttlich“: Ein wie immer geartetes Universum konnte in letzter Konsequenz nur unendlich sein. Denn alles „kleiner“ als ein solches, wäre einem omnipotenten Gott nur unwürdig.
In vielerlei Hinsicht war Giordano Bruno - auf Geheiß von Papst Clemens VIII. auf dem Scheiterhaufen verbrannt - ein recht ungewöhnlicher Gottesmann seiner Zeit. Genau genommen war er sogar ein großer Prophet der modernen Kosmologie. Der Dominikanermönch lebte in einer Epoche, in der sich alle Planeten (soweit bekannt) inklusive der Sonne um die Erde drehten. „Dahinter“ befand sich einzig eine alles umschließende Himmelssphäre, an der alles andere „befestigt“ war. Man lebte im sogenannten ptolemäischen Universum. Erst die Beobachtungen von Kopernikus, brachten dieses Weltbild ins Wanken. Er stellte die Sonne ins Zentrum des Sonnensystems - die Fixsternsphäre aber beließ er. Aber so war auch für Kopernikus alles Universum immer noch ein begrenztes und quasi geschlossenes Ganzes. Eine Schneekugel, mit der Sonne in der Mitte.
Und es war dann eben Giordano Bruno, der dies nicht akzeptieren wollte und mit diesem Gedankengang sogar den aktuellen Stand der Kosmolgie vorwegnahm:
"Im Universum gibt es keinen Mittelpunkt und keine Peripherie; der Mittelpunkt ist überall."
Denn vor ebendiesem Phänomen steht die moderne Kosmologie auch heute: egal, wo man hinsieht, mit modernen und Radioteleskopen: das sichtbare Universum dehnt sich immer schneller (!) aus - und wir scheinen im Zentrum des Ganzen zu stehen, alles bewegt sich beschleunigt von uns weg. Aber, so dachte Bruno weiter: „Wenn sich die Erde bewegt, warum nicht auch die Sonne? Wenn die Erde nicht der Mittelpunkt des Raumes ist, warum sollte dann die Sonne der Mittelpunkt sein?“ Absolut korrekt. Denn wir denken unser heliozentrisches Weltbild als „richtig“. Ist es aber nicht. Genaugenommen. Es ist für uns „sonnengebundene Wesen“ nur „einfacher zu rechnen“ und zu verstehen.
Und wir schauen ins Weltall hinaus und denken uns einen Urknall - einen Beginn, einen Anfang. Einen „Zeitpunkt der Schöpfung“, einen Beginn. Und die Kirche atmet erleichtert auf. Denn hier treffen sie sich mit den modernen Kosmologen - beide haben recht. Irgendwie. Letztlich.
Aber Giordano Bruno sah das vor über 400 Jahren bereits etwas anders. Und moderne Kosmologen schwenken nun langsam auf diesen Gedankengang ein. Beginnen, sich von der Urknall- weil Schöpfungstheorie zu lösen. Und denken über ein physikalisches Universum ohne Urknall nach. Die letzte Bastion der Schöpfung.
Der Autor ist Grafiker und lebt mit seiner Lebensgefährtin und den beiden Hunden am Rande von Salzburg.
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